Sommerinterview: Es geht nicht nur um die Transformation unserer Netze, sondern auch um jene in unseren Köpfen!

Die Energie- und Wasserwirtschaft sieht sich angesichts des bevorstehenden Wandels im Hinblick auf Dekarbonisierung, Resilienz und Versorgungssicherheit mit enormen Herausforderungen konfrontiert. Dies weiß auch Jörg Höhler nur zu gut. Der 56-Jährige ist nicht nur langjähriges Vorstandsmitglied der ESWE Versorgungs AG in Wiesbaden, sondern seit November 2O22 auch Präsident des DVGW. Im Rahmen unseres jährlichen Sommerinterviews haben wir mit ihm über die aktuell und perspektivisch drängendsten Branchenthemen gesprochen.

 

Arbeiten an Gasdruckregel- und Messanlagen –
Durchführung von emissionsfreier Funktionsprüfung und emissionsarmer Wartung

Seit dem Neuerscheinen der beiden DVGW-Arbeitsblätter G 491 (2022 -07) und G 498 (2022 -01) sowie dem Vorschlag für eine Verordnung des Europäischen Parlaments und des Rates über die Verringerung der Methanemissionen im Energiesektor und zur Änderung der Verordnung (EU) 2019 wächst der Wunsch, die Methanemissionen auch im alltäglichen Umgang mit der Anlagentechnik in der Erdgasversorgung zu minimieren, ganz abzustellen bzw. in umweltverträglichere Emissionen zu wandeln. Im Rahmen der Betriebsaufgaben, die das Unternehmen des Autors wahrnimmt, wurde ein praktikabler und kostengünstiger Ansatz für die Instandhaltung an Gasdruckregel- und Messanlagen (GDRMA) gefunden. Der vorliegende Beitrag erläutert die Vorgehensweise zur Reduktion bzw. zur kompletten Vermeidung der Methanemissionen beim Arbeiten an den genannten Anlagen.

von Jens Zschutschke (Strüder Rohr-, Regel- und Meßanlagen GmbH)

 

Sanierung des Trinkwasser-Hochbehälters Menkhauser Berg

Ein rund 60 Jahre alter Trinkwasser-Hochbehälter in einem schlechten baulichen Zustand, kombiniert mit einer schwierigen Lage inmitten eines bergigen Waldgebiets: Das waren die Ausgangsbedingungen, denen sich die Flint Bautenschutz GmbH im nordrhein-westfälischen Oerlinghausen gegenübergestellt sah. Der vorliegende Fachbeitrag beschreibt, wie die Sanierung trotz der schwierigen Ausgangslage gelingen konnte und welche anspruchsvollen hygienischen und technischen Aufgaben dabei zu lösen waren.

von Dominik Flint (Flint Bautenschutz GmbH)

 

Zukunftsprojekt Wasserversorgung: Konsequenzen und Maßnahmen im Versorgungsgebiet des Wasserwerks der Stadt Melle

Das Zukunftskonzept für die Wasserversorgung im niedersächsischen Landkreis Osnabrück und das Wasserversorgungskonzept 2050 des Wasserwerks der Stadt Melle beschreiben die zu erwartenden klimawandelbedingten Herausforderungen und Veränderungen für die örtliche Wasserwirtschaft. Wenn deutlich steigende Wasserbedarfe auf ein sinkendes Grundwasserdargebot treffen, sind erhebliche Anpassungsmaßnahmen erforderlich. Größere Investitionen in die Wasserversorgungsinfrastruktur, ergänzt um die Suche nach weiteren Wassergewinnungsmöglichkeiten, sind die Folge. Welche Herausforderungen dies für einen kleineren Wasserversorger bedeutet, soll in dem vorliegenden Fachbeitrag beschrieben werden.

von Klaus Leimbrock (Stadt Melle) & Hilger Schmedding (CONSULAQUA)

 

Regionale Grundwassererkundung unter Berücksichtigung des Klimawandels mit GIS-AHP-Ensembles

Im Rahmen der Anpassung an einen steigenden Trinkwasserbedarf und die Einflüsse des Klimawandels kann die Erschließung neuer Grundwassergewinnungsgebiete in bisher wenig beanspruchten Grundwasserkörpern eine zielführende Maßnahme darstellen. Der Beitrag stellt in diesem Kontext ein multikriterielles Entscheidungsunterstützungsverfahren vor (GIS-AHP-Ensembles), das es ermöglicht, auf regionaler Ebene geeignete Gebiete für die weiterführende Grundwassererkundung einzugrenzen. Dabei können sowohl die Problemwahrnehmungen unterschiedlicher Fach- und Interessengruppen als auch Einflüsse des Klimawandels berücksichtigt werden. Die verwendete Methodik stellt eine Weiterentwicklung des etablierten GIS-AHP-Verfahrens dar – mit dem übergeordneten Ziel, Konflikte zwischen unterschiedlichen Stakeholdern bei der Standortwahl zu mitigieren. Zur Veranschaulichung dient ein Fallbeispiel der regionalen Grundwassererkundung im Verbandsgebiet des Oldenburgisch-Ostfriesischen Wasserverbands (OOWV).

von Dr.-Ing. Konstantin W. Scheihing, Dr. Christine Kübeck & Uwe Sütering (alle: Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband)

 

Nachhaltige Wasserversorgung in Zeiten des Klimawandels – die Integrierte Grundwasserbewirtschaftung im Hessischen Ried

Die Integrierte Grundwasserbewirtschaftung ist ein Wasserressourcen-Management-Konzept (IWRM), das darauf abzielt, eine nachhaltige Nutzung des Grundwassers sicherzustellen. Der Raum Südhessen ist geprägt durch intensive Landwirtschaft, Siedlung und Industrie, der Ballungsraum Rhein-Main gehört zu den wirtschaftlich bedeutendsten Regionen Europas. Die Verfügbarkeit und der nachhaltige Umgang mit der Ressource Wasser sind essenziell für die Sicherung der Lebensgrundlagen der Bevölkerung, für die Natur und für die weitere gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung.

von Nicole Staude (Hessenwasser GmbH & Co. KG)

 

Notwendige Maßnahmen zur Klimaanpassung und für eine resiliente Wasserversorgung in Bayern

Die Sicherstellung einer zuverlässigen und resilienten öffentlichen Wasserversorgung ist von entscheidender Bedeutung für das Wohlergehen und die nachhaltige Entwicklung einer Region. Insbesondere Bayern ist auf eine  flächendeckende zentrale öffentliche Wasserversorgung angewiesen: Der Freistaat ist gekennzeichnet durch zwei Metropolregionen und ländlich geprägte Räume mit einer starken Land- und Forstwirtschaft. Angesichts von Klimawandel,  demografischen Veränderungen und anderen potenziellen Herausforderungen ist es unerlässlich, jetzt Maßnahmen zu ergreifen, um eine langfristige und widerstandsfähige öffentliche Wasserversorgung in Bayern zu gewährleisten.

von Dr.-Ing. Hermann Löhner (Fernwasserversorgung Franken)

 

Klimaresiliente Weiterentwicklung des Trinkwasserzukunftskonzeptes für die Region Leipzig

Die Wasserversorgung der Stadt Leipzig ist ein historisch gewachsenes System, welches sich in seiner aktuellen Grundstruktur seit dem Ende des 19. Jahrhunderts bewährt. Um auch in Zukunft eine moderne, sicherere und wirtschaftliche Wasserversorgung gewährleisten zu können, haben die Leipziger Wasserwerke in Zusammenarbeit mit verschiedenen Fachberatern Untersuchungen zur zukünftigen Entwicklung der Trinkwasserbedarfe und Grundwasserdargebote durchgeführt. Das eigens für die regionalspezifischen Charakteristiken abgeleitete Klimadaten-Kernensemble diente hierbei der Ermittlung zukünftiger Spitzenbedarfe sowie als Grundlage zur Fortschreibung der räumlich und zeitlich hochaufgelösten Grundwasserneubildungsberechnungen. Im Ergebnis zeigt sich, dass zukünftig steigende Trinkwasserbedarfe langfristig gleichbleibenden bis sogar steigenden Grundwasserdargeboten gegenüberstehen. Verschiedene Plausibilitätsprüfungen bestätigen die Ergebnisse. Mögliche zukünftige Herausforderungen werden bei der Bewältigung zeitlich begrenzter Extremperioden gesehen. Die Bewirtschaftung dezentraler Standorte unterschiedlicher Gewinnungscharakteristiken ist der Grundstein, um auch in Zukunft eine havarie- und klimaresiliente Trinkwasserversorgung sicherzustellen.

von Dr. Ulrich Meyer, Laslo Städtler, Sven Mauder (alle: Leipziger Wasserwerke) & Dr. Andreas Marx (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung UFZ)

 

Zertifizierung nach dem Regelwerk
VDE-AR-N 4221 „Mindestanforderungen
an ausführende Unternehmen in der Kabellegung“

Ob neue Stromnetze für den Transport von grünem Strom oder Breitbandinternet für alle: Die Notwendigkeit zum Ausbau der öffentlichen Kabelinfrastruktur ist nicht zu übersehen. Als direkte Folge daraus hat in den vergangenen Jahren die Zahl von Unternehmen, die diesen Markt bedienen, stark zugenommen. Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass das Risiko für die bestehende Infrastruktur aufgrund nicht sachgerechter Anwendung gestiegen ist und Nachrichten über zerstörte Infrastruktur sowie die damit verbundenen Auswirkungen zu einem ständigen Begleiter geworden sind. Die DVGW CERT GmbH erweitert vor diesem Hintergrund mit der Zertifizierung nach dem Regelwerk VDE-AR-N 4221 ihr Portfolio mit dem Ziel, das Risiko nicht fachgerechter Ausführungen zu minimieren.

von Jan Feldhaus (DVGW CERT GmbH)

 

Gasmangellage – Vorbereitung eines Gasverteilnetzes auf den Ernstfall

Im Rahmen eines Projektes für einen deutschen Gasverteilnetzbetreiber hat die DBI Gruppe ein Konzept zum Umgang mit einer möglichen Gasmangellage erarbeitet. Dieses umfasst sowohl die Entwicklung und Ausgestaltung von Prozessen zur Lastreduktion bzw. zur Außer- und Wiederinbetriebnahme von Abschaltbezirken als auch die Erarbeitung des Anpassungsbedarfs im Netz. Der vorliegende Beitrag stellt die wesentlichen Ergebnisse des Projektes vor.

von Michael Wupperfeld, Josephine Glandien, Jonas Sperlich, Maik Hoffmann & Jens Hüttenrauch (alle: DBI Gruppe)

 

Wasserstofftransformation des Gasverteilnetzes der schwaben netz

Deutschland hat es sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2045 treibhausgasneutral zu werden. Dies macht eine Dekarbonisierung des gesamten Energiesektors erforderlich. Wasserstoff gilt in diesem Zusammenhang als Schlüsselenergieträger der Zukunft und hat das Potenzial, bei flächendeckender Verfügbarkeit künftig fossiles Erdgas sukzessive zu ersetzen und somit die an das bestehende Gasnetz angeschlossenen Verbraucher mit klimaneutraler Energie zu versorgen. Damit dies gelingt, bedarf es insbesondere der Transformation der heutigen Gasverteilnetze, mit verschiedenen zu beachtenden Aspekten. Diese umfassen u. a. die Veränderung der Gasnachfrage in Höhe und Struktur sowie auch die Art der zukünftig verteilten Gase – von der Wasserstoff-Beimischung bis hin zur vollständigen Umstellung der Netze  auf den Energieträger Wasserstoff oder andere (biogene) erneuerbare Gase. Die schwaben netz gmbh hat vor diesem Hintergrund gemeinsam mit der DBI Gas- und Umwelttechnik GmbH im Rahmen eines Projekts evaluiert, welche Strategie in Zukunft bei der Sanierung, Erneuerung und Optimierung der unternehmenseigenen Netze und Anlagen zielführend ist. Hierzu wurde eine technische und wirtschaftliche Analyse des eigenen Gasverteilnetzes in Bezug auf die aktuelle  Wasserstofftauglichkeit durchgeführt. Die Analyse zeigt, dass im Netz punktuell Handlungsbedarf besteht, dieser sich jedoch in einem überschau- und machbaren Rahmen bewegt.

von Jonas Sperlich, Christopher Knorr, Jens Hüttenrauch (alle: DBI Gruppe), Philipp Kalhammer, Dr. Harald Pointner & Anselm Pfitzmaier (alle: schwaben netz gmbh)

 

Nachwuchsförderung – und wie wir die Neugier junger Menschen für die Branche wecken

Gerade in der jungen Generation ist in den vergangenen Jahren ein starkes Interesse an den Themengebieten Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz entstanden. Gleichzeitig stehen Bildungseinrichtungen und sonstige Stakeholder häufig vor der Herausforderung, die dahinterstehenden Phänomene und Zusammenhänge anschaulich zu erklären und Fachwissen zielgruppengerecht zu vermitteln. Ein neuer Experimentierkasten des DVGW kann genau dabei helfen – und so potenzielle Nachwuchskräfte für die Energie- und Wasserwirtschaft begeistern.

von Ulrike Holtkamp (DVGW e. V.)

 

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