Am 17. und 18. September 2024 findet in Berlin die jährliche Leitveranstaltung der Gas- und Wasserwirtschaft statt. Neu ist, dass der DVGW den als „gat | wat“ bekannten Branchentreff ab diesem Jahr unter der Bezeichnung „DVGW Kongress“ ausrichtet. Unverändert dagegen bleiben die dialogorientierte Struktur und der Themenmix aus Fachpolitik, Wissenschaft und Technik. Unter der Maxime „Klarheit schaffen“ bündelt der Kongress das Know-how der Branche zu einer umfassenden Standortbestimmung. Ziel des DVGW ist es, sein weiter gewachsenes Profil als Treiber von Forschung und Innovation, Regelsetzer und Dialoggestalter für eine sichere und umweltschonende Versorgung mit Energie und Wasser zu schärfen.
Die deutsche Bundesregierung hat es sich im Rahmen ihrer Nationalen Wasserstoffstrategie zum Ziel gesetzt, die Elektrolysekapazitäten für die Herstellung von Wasserstoff in den nächsten Jahren stark zu erhöhen. Diesem im Rahmen der Energiewende wichtigen Ziel stehen vielerorts aber Hürden im Weg, u. a. hinsichtlich der Genehmigung entsprechender Elektrolyseanlagen. Im Rahmen eines Teilprojektes des Wasserstoff-Leuchtturmvorhabens H₂Giga hat die DBI – Gastechnologisches Institut gGmbH Freiberg gemeinsam mit weiteren Partnern u. a. untersucht, wie diese Innovationshürden abgebaut werden können und bei welchen Aspekten der Genehmigung die Bundesrepublik von anderen (europäischen) Ländern lernen kann.
von Dr. Sabrina Jung, Dr. Ruven Fleming, Daniel Schulz & Peter Nattrodt (alle: DBI – Gastechnologisches Institut gGmbH Freiberg)
Laut dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sollen mindestens 30 Prozent des deutschen Wasserstoffbedarfs bis zum Jahr 2030 mit grünem H2 gedeckt werden. Doch woher kommen die dafür so dringend gebrauchten grünen Elektronen? Erneuerbare Energien verzeichnen in Mitteldeutschland bereits einen schnellen Zuwachs, die Nachfrage nach Wasserstoff ist insbesondere in der Chemieindustrie hoch. Während Kommunen für die Versorgung von Einfamilienhäusern häufig Nah- und Fernwärme einsetzen, ist grüner Wasserstoff vor allem für Industrie und Gewerbe der Weg einer nachhaltigen Standortsicherung. Dirk Sattur, Technischer Geschäftsführer von MITNETZ GAS und MITNETZ STROM, berichtet von den Wasserstoffplänen in Mitteldeutschland und den Erfahrungen der beteiligten Verteilnetzbetreiber.
Mit der Novellierung der Trinkwasserverordnung sind künftig sehr strenge Anforderungen hinsichtlich PFAS (per- und polyfluorierten Alkylsubstanzen) einzuhalten. Da diese Verbindungen seit Jahrzehnten in zahlreichen Produkten in Industrie, Gewerbe und Haushalt im Einsatz sind und biologisch kaum abgebaut werden, kommen sie in der Umwelt ubiquitär vor. Es ist davon auszugehen, dass in den nächsten Jahren viele Wasserversorger Anlagen zur PFAS-Entfernung nachrüsten müssen. Derzeit kommen hierfür lediglich Nano- bzw. Umkehrosmosemembranen oder Aktivkohle in Betracht. Der vorliegende Beitrag stellt Erfahrungen von der Verfahrenskonzeption bis zum mehrjährigen Betrieb einer Umkehrosmose- sowie einer Kornaktivkohleanlage zur PFAS-Entfernung bei den Stadtwerken Baden-Baden vor.
von Dr. Stefan Stauder, Dr. Uwe Müller, Sebastian Egner (alle: TZW) & Peter Riedinger (Stadtwerke Baden-Baden)
Mit der Weitergehenden Aufbereitungsanlage (WAA) Schwerte-Hengsen schließt die Wasserwerke Westfalen GmbH nach insgesamt vier Jahren Bauzeit das vorletzte von fünf Großprojekten ab. Im Rahmen einer offiziellen Einweihung durch den Minister für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, Oliver Krischer, wurde die technische Anlage im Juni 2024 in Betrieb genommen. Damit ergänzt sie das seit dem Jahr 1908 am Standort eingesetzte Verfahren der künstlichen Grundwasseranreicherung um die Prozessschritte Flockung, Ozonung, Mehrschichtfiltration, Adsorption an Aktivkohle und physikalische Entsäuerung. Der vorliegende Beitrag erläutert, wie mit dieser Maßnahme eine resiliente und zukunftsfähige Versorgung der Stadt Dortmund und der umliegenden Gemeinden sichergestellt werden kann.
von Dr.-Ing. Bernhard Klocke, Victoria Drechsel, Thorsten Müller & Maren Poeser (alle: Wasserwerke Westfalen GmbH)
Die Validierung von Daten ist für die Wasserwirtschaft entscheidend, da fehlerhafte Daten erhebliche Folgen haben können. Es gibt vier Hauptursachen für geringe Datenqualität: fehlende Datenpunkte, Betriebsanomalien, fehlerhafte Messwerte und Fehler in der IT-Struktur. Traditionelle Methoden der Datenvalidierung (wie z. B. manuelle Inspektion oder einfache statistische Methoden) stoßen bei der Analyse komplexer und langer Zeitreihen an ihre Grenzen. KI-basierte Ansätze bieten hier eine effizientere Lösung, da sie große Datenmengen automatisch analysieren und Anomalien erkennen können. Diese Methoden erfordern jedoch die Integration von betrieblichem Fachwissen – beides auf effiziente Weise miteinander zu verzahnen und gleichzeitig zu automatisieren, stellt eine besondere Herausforderung dar. Der vorliegende Fachbeitrag stellt vor diesem Hintergrund ein browserbasiertes Datenvalidierungs-Tool vor, das Wasserversorger bei der Bewältigung dieser Herausforderung unterstützen kann.
von Prof. Dr. Mark Oelmann, Björn Sonnenschein (beide: Hochschule Ruhr West/MOcons GmbH & Co. KG) & Christoph Czichy (MOcons GmbH & Co. KG)
Extremwetter, Überflutungen, Hitzewellen und Dürreperioden: Zahlreiche Städte und Kommunen haben erheblichen Nachholbedarf im Umgang mit akuten und häufiger auftretenden Unwettergefahren. Das sagt Prof. Theo G. Schmitt vom Institut für Wasser, Infrastruktur und Ressourcen der Rheinland-Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-Landau. In einer im Mai dieses Jahres veröffentlichten Studie fordert Schmitt eine Klimarisikoanalyse für alle Städte und Gemeinden. Im Interview erläutert er, warum Städte beim Thema Wasser in einem Dilemma stecken, die Trinkwasserversorgung besser vernetzt werden muss und eine effektivere Nutzung des Regenwassers unabdingbar ist.
Der Klimawandel erfordert nicht nur Anpassungen im Talsperrenmanagement im Sinne der Mengenbewirtschaftung, z. B. zur Bewältigung von Dürre und Hochwasser, sondern auch hinsichtlich der Wassergüte. Denn Prognosen zeigen tiefgreifende Veränderungen der Ökosysteme, z. B. abnehmende Sauerstoffkonzentration, intensiveres Algenwachstum und Dominanz von Cyanobakterien. Bei Einhaltung der Pariser Klimaziele werden diese negativen Entwicklungen weitestgehend vermieden, aber bei fortschreitendem Klimawandel sind Anpassungen notwendig. Talsperren bieten vielfältige Managementoptionen, die diese negativen Auswirkungen des Klimawandels abpuffern können. Aber auch Anforderungen an das Monitoring, die Entwicklung von Frühwarnsystemen und die Definition angepasster Bewirtschaftungsziele erfordern weitere gemeinsame Anstrengungen von Forschung und Praxis.
von Prof. Dr. Karsten Rinke (Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung)
Die infolge des Klimawandels verstärkt auftretenden Extremwetterereignisse – längere Hitze- und Dürreperioden auf der einen und Starkregen auf der anderen Seite – stellen auch die Betreiber von Talsperren auf die Probe: Sie müssen mit ihrer Arbeit die immer extremeren Wetterbedingungen abfangen und damit gewissermaßen eine Quadratur des Kreises vollbringen. Der vorliegende Beitrag schildert anhand des Beispiels der Großen Dhünn-Talsperre in Nordrhein-Westfalen, wie Talsperrenbetreiber in diesem Umfeld bestmöglich agieren können.
von Claudia Klerx (Wupperverband)
Gesetzliche Änderungen wie z. B. die im vergangenen Jahr in Kraft getretene Novelle der Trinkwasserverordnung haben dazu geführt, dass Wasserversorger in Deutschland ab einer bestimmten Größe ein Risikomanagement einführen müssen. Für Betreiber, die sich bislang wenig oder gar nicht mit der Thematik befasst haben, kann diese Einführung durchaus herausfordernd sein und mitunter viel Aufwand mit sich bringen. An dieser Stelle setzt die gemeinsam vom TZW: DVGW-Technologiezentrum Wasser und der Disy Informationssysteme GmbH entwickelte Softwarelösung RiskPlus an: Mit ihr lässt sich z. B. der Aufwand für die Umsetzung der Gefährdungsanalyse, Risikoabschätzung und Auswertung der vorhandenen Analysendaten erheblich reduzieren. Wir haben mit Sebastian Sturm (TZW) und Dr. Lukas Kawerau (Disy) über die gesetzgeberischen Hintergründe, erste Erfahrungen mit der Software und Herausforderungen bei deren Entwicklung gesprochen.
Der seit dem Februar 2022 andauernde Krieg in der Ukraine hat die Versorgung Deutschlands mit Erdgas tiefgreifend und dauerhaft verändert. Durch den Wegfall von russischen Erdgasimporten und den in der Folge gestiegenen Importen von Flüssigerdgas bzw. Erdgas aus Norwegen ist es zu einem Fließrichtungswechsel gekommen, der sich u. a. auch auf die Gasbeschaffenheit ausgewirkt hat. Schwankungen in der Beschaffenheit methanreicher Gase stellen sowohl für Endverbrauchsanwendungen im Haushalt wie auch für die Sektoren Gewerbe, Industrie und Kraftwerkstechnik eine Herausforderung dar und können Anpassungsmaßnahmen erforderlich machen. In Anbetracht dieser dynamischen Entwicklungen hat sich ein DVGW-Projektkreis mit der Thematik von Gasen außerhalb der Gasbeschaffenheitsgrenzwerte beschäftigt. Der vorliegende Fachbeitrag stellt die Arbeit des Projektkreises vor und geht dabei u. a. auf die Veränderungen bei Wobbe-Index, Brennwert und Schwefelgehalt infolge des Fließrichtungswechsels ein.
von Dr. Michael Piontek, Viktor Scheming, Andreas Wendler (alle: Wintershall Dea AG), Dr. Tobias van Almsick (Open Grid Europe GmbH), Dr.-Ing. Jörg Leicher (Gas- und Wärme-Institut Essen e. V.), Joachim Wallbrecht (GasScon), Dr. Thomas Höcher (ONTRAS Gastransport GmbH), Uwe Klaas (DVGW e. V.), Prof. Dr.- Ing.Hartmut Krause (TU Bergakademie Freiberg), Wilfried Linke (Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie e. V.), Markus Hössel (Gascade Gastransport GmbH), Lars Klinkmüller (CarboCycle Ingenieurbüro/Fachverband Biogas e. V.) & Simon Vetter (Thyssengas GmbH)
Die Frage der grünen Wasserstoffnutzung im großen Stil beschäftigt die Energiebranche nachhaltig. Antworten liefern kann das Projekt KRUH2 der Open Grid Europe GmbH (OGE). Im Interview spricht deren technischer Geschäftsführer, Detlef Brüggemeyer, nicht nur über Idee, Planung und Umsetzung, sondern auch darüber, warum er den Standort in der Krummhörn als „Sandkasten“ betrachtet, um in puncto Sektorenkopplung gepaart mit digitalem Monitoring einiges auszuprobieren und Erfahrungen zu sammeln.
Angesichts der Schwierigkeiten bei der Fachkräftegewinnung wollte ver.di wissen: Wie attraktiv sind die Arbeitsbedingungen und was kann zu deren Verbesserung beitragen? Das Ergebnis ist alarmierend: Viele Beschäftigte würden nicht für eine Tätigkeit im eigenen Betrieb werben – trotz hoher Identifikation mit der eigenen Arbeit. Das liegt daran, dass sich viele Befragte unzureichend geschult, strukturell überlastet sowie gesundheitlich angegriffen sehen und finanzielle Sorgen haben. Für die Zukunft der Versorgungssicherheit gibt es also viel zu tun. Die Umfrageergebnisse zeigen, wo die Arbeitgeber ansetzen sollten.
von Dr. Alexandra Wagner (FIA Consulting) & Clivia Conrad (ver.di)
Klimawandel, hohe Energiekosten, fehlerhafte und alternde Infrastrukturen, Änderungen der Verbrauchsmuster, Wasserverluste, Effizienzanforderungen – dies sind nur einige Beispiele für die Herausforderungen, denen sich der dänische Wassersektor seit mehreren Jahren gegenübergestellt sieht. Weitere Herausforderungen beinhalten eine alternde Belegschaft und die Notwendigkeit, neue Talente zu gewinnen. Wie kann man all dem gerecht werden?
von Stig Knudsen (Botschaft des Königreichs Dänemark)
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